Diese Fragestellung stand im Fokus der Zukunftswerkstatt, zu der die heimische Genossenschaftsbank rund 70 Teilnehmer in die Neustädter Wiedparkhalle eingeladen hatte. Nach zehn Stunden – verteilt auf zwei Tage – lagen 63 frische Ideen auf dem Tisch, die Bankvorstand Konrad Breul als „Sauerteig“ bezeichnete: „Der muss jetzt gären. Er ist für uns die Grundlage für die Weiterentwicklung unserer Region und der Raiffeisenbank.“
Neustadt (Wied). Wenn es um die Frage geht, welche Wünsche Kunden heute an ein modernes Bankhaus haben, dann greifen viele zu klassischer Marktforschung. Die Raiffeisenbank Neustadt geht da einen anderen, unkonventionellen Weg: Sie trommelt Kunden, Geschäftspartner, Kommunalpolitiker, Gremienvertreter, Mitarbeiter und Vereinsvorstände zusammen, um im Rahmen einer Zukunftswerkstatt zu diskutieren, Gedanken auszutauschen, Erfahrungen zu sammeln und Ideen zu generieren. Für Alexander Boldyreff, Vorstandsvorsitzender der TeamBank AG aus Nürnberg, ein geradezu beispielloses Vorgehen: „Ein solches Format ist mir in der genossenschaftlichen Welt noch nicht untergekommen.“
Boldyreff, dessen Finanzinstitut vor allem durch das Produkt „easyCredit“ bekannt ist, gab den Teilnehmern in der Wiedparkhalle zum Einstieg interessante Denkanstöße. So stellte er vor, wie er die Team-Bank seit 2011 völlig neu aufstellt, indem er alles vom Kunden her denkt. Eine seiner Thesen: „Wenn eine Bank heute nicht im Handy ist, dann hat sie keine Zukunft.“ Und er zeigte auf, wie branchenfremde Unternehmen wie Apple oder Amazon zur Gefahr für Banken werden können. Regionale Verwurzelung, kreative Mitarbeiter sowie gegenseitiges Vertrauen sind für Alexander Boldyreff entscheidende Faktoren, mit denen Häuser wie die Raiffeisenbank Neustadt punkten können.
Und dann ging’s los: Da rauchten die Köpfe, es sprudelten die Ideen, ein Einfall führte zum nächsten. Den Boden für so viel Kreativität bereiteten die Mitarbeiter der Beratungsgesellschaft Tatkraft aus Jüchen, die über breite Erfahrung in Großgruppenmoderation verfügen und Teilnehmer zum Querdenken und zum Blick über den Tellerrand motivieren. Die Zukunftswerker kannten gedanklich keine Grenzen, und so füllten sie in Windeseile kunterbunte Karten aus, beschrifteten meterhohe Ideentürme und skizzierten Zukunftsmodelle auf Flipcharts.