Neustadt. Von "Aliens" und "Reusen" wussten die Bachpaten Altenwied zu berichten, als sich am 27. August mehr als 80 Teilnehmende in Neustadt zusammenfanden, um für einen guten Zweck wandern zu gehen.
Die Gruppe startete hinter der Wiedparkhalle und der erste Stopp an der Wied ließ nicht lange auf sich warten: kurz hinter Panau - mit bestem Blick auf die Wiedtalbrücke der A3. Auf kurzer Strecke lassen sich hier ideale Lebensbedingungen direkt mit ökologischen Katastrophen vergleichen, denn natürlich gebliebene Flussabschnitte wechseln sich mit begradigten ohne Baumbestand ab.
Wie sollte ein Fluss aussehen und welche Probleme gibt es (nicht nur) an der Wied, wenn der Mensch "korrigierend" eingreift? Dazu wussten die Bachpaten viel zu berichten. Begradigte Stellen führen zu einer sehr schnellen Strömung. Die Hochwassergefahr steigt und auch Flussbewohnern wird das Leben (unnötig) schwer gemacht. Die Bachpaten Altenwied wirken dem entgegen, indem sie die Wied renaturieren und an eben jenen Renaturierungsstellen machte die Gruppe Halt.
Aber nicht nur die Wiederherstellung natürlichen Lebensraumes war Thema beim Wandertag der Raiffeisenbank. Die Bachpaten sorgen zudem dafür, dass verschiedene Fischarten in der Wied wieder heimisch werden und schattenspendende Bäume im Uferbereich gepflanzt werden, um den Sauerstoffgehalt des Wassers zu erhöhen. Denn was früher ein lebendiger, artenreicher Fluss war, ist heute teilweise "toter Lebensraum". Die Begradigung und Rodung von Bäumen hat das ökologische Gleichgewicht massiv gestört.
Hinzu kommt, dass der Mensch "Aliens" eingeschleppt hat. Ja, sie lesen richtig: Aliens. Hierunter verstehen Biologen nicht-heimische Tierarten, die die hiesige Flora und Fauna massiv bedrohen können. In der Wied zählt dazu zum Beispiel der rote amerikanische Signalkrebst, der die agressivste Art darstellt.
In Reusen wird der imposante kleine Krebs mit seinen roten Scheren gefangen, ein trichterförmiges Netz, in dem die Krebse stecken bleiben und nicht mehr raus können. Die Bachpaten haben die Lizenz zum Krebsfang. Dies ist die Grundvoraussetzung, damit die Tiere überhaupt gefangen werden dürfen. Heimische Krebsarten, die sich ins Netz verirren, entlassen die ehrenamtlichen Helfer natürlich wieder in die Wied. Invasive Arten dagegen landen auf dem Teller. So auch beim Wandertag.
Zum gemütlichen Abschluss wurde bei Live-Musik nicht nur gegrillt, sondern die Bachpaten bereiteten auch den Fang des Tages - das schmackhafte Krebsfleisch - zu. Dafür haben die Vereinsmitglieder vollen Einsatz gezeigt. Denn mehrere hundert Tiere gingen über den Tisch, die zuvor mit Hand gepult werden mussten. Wir bedanken herzlich für den tollen Tag und überweisen die Spende von 2.640 € gerne an die Bachpaten Altenwied - damit die Wied wieder ein Stück lebenswerter für Mensch und vor allem für Tier wird.