Die Idee schlummerte schon länger in den Köpfen der Verantwortlichen bei der Raiffeisenbank Neustadt eG: Genossenschaft leben - den Menschen und der Region etwas zurückgeben. Doch wie gelingt das am besten?
Berichte darüber, dass die Tafeln in Deutschland durch Flüchtlingswelle und Inflation wieder mehr Zulauf erhalten, hatten auch die Neustädter Genossenschaftsbänker erreicht. Mit der Asbacher Tafel sitzt eine solche Institiution direkt im Geschäftsgebiet der Bank. Hier zu helfen - und das nicht nur finanziell - erschien zielführend.
"Da ändert sich ganz schnell die Perspektive. . ."
Am 30. Juni hat die Genossenschaftsbank ihre Azubis aus dem ersten Lehrjahr von der Arbeit freigestellt, damit sie in der sozialen Einrichtung helfen können. Bei der Asbacher Tafel haben die drei angehenden Banker viele neue Erfahrungen gesammelt. Denn Armut und Not hautnah zu erleben, ist für viele eine ungewohnte Perspektive.. Plötzlich ist das Butterbrot zu Mittag doch ziemlich lecker und der Überfluss in den Supermarktregalen wirkt irgendwie bedrückend.
Kund*innen der Asbacher Tafel sind nicht nur Menschen, die sich wegen eines zu geringen Einkommens nichts zu Essen leisten können, sondern z. B. auch Geflüchtete. Die Anzahl der Kund*innen ist in den letzten Monaten rapide gestiegen - von 70 auf 120 Haushalte. Hinzu kommen noch einmal knapp 50 geflüchtete Ukrainer*innen, die mit kühlen Lebensmitteln (Joghurt, Quark u.ä.), Obst und Getränken versorgt werden, weil in deren Unterbringung nur sehr begrenzte Möglichkeiten der Vorratshaltung vorhanden sind. Der immens gewachsene Bedarf führt dazu, dass die Tafel mit den Lebensmittelspenden nicht mehr auskommt und regelmäßig zukaufen muss. Doch das ist ohne Geldspenden nicht möglich, wofür die Raiffeisenbank Neustadt eG gerne zur Verfügung stand.
In der Mittagszeit herrscht großer Andrang. Trotzdem warten die Kund*innen geduldig, bis sie aufgerufen werden. Und die Azubis der Bank? Die helfen bei der Essensausgabe, Registrierung und Betreuung der Kundinn*en und gewinnen an Lebenserfahrung. Denn wenn wir mal ehrlich sind: Ohne selbst betroffen zu sein oder bedürftige Menschen begleitet zu haben, kann man sich nur schwer vorstellen, was Armut wirklich heißt. Und wenn es nach den Verantwortlichen der Raiffeisenbank Neustadt eG geht, war das sicherlich nicht der letzte ehrenamtliche "Außeneinsatz" von Angestellten der Bank während der Arbeitszeit.