NEUSTADT. Die Raiffeisenbank Neustadt hat sich als Stabilitätsanker in stürmischen Zeiten bewährt. Diese Botschaft ging von der sehr gut besuchten Vertreterversammlung der Genossenschaftsbank aus. 165 Mitgliedervertreterinnen und -vertreter waren in der Neustädter Wiedparkhalle zusammengekommen, um die Berichte von Vorstand und Aufsichtsrat entgegenzunehmen. Auch im Multikrisenjahr 2023 war es der Bank gelungen, Zuwächse bei Kundeneinlagen, im Kreditgeschäft und damit auch bei der Bilanzsumme zu realisieren.
Wie Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Werner Breithausen erläuterte, haben sich die Rahmenbedingungen dramatisch verändert, vor allem in Bezug auf die Zinsen. Auch wenn es nach einer langen Nullzinsphase wieder nennenswerte Zinsen gibt, steigen die Zinserträge nur langsam, wie Breithausen informierte. Parallel mache sich der Fachkräftemangel bemerkbar, weshalb der Arbeitgeberattraktivität der Raiffeisenbank ein besonderes Augenmerk gilt. Breithausen nutzte die Gelegenheit, der Belegschaft der Bank für ihr großes Engagement zu danken.
Beim Blick auf die Rahmenbedingungen erwähnte Vorstandsmitglied Martin Leis die Punkte Krieg, Streik, Inflation, Streit in der Koalition und den unsicheren Ausgang der US-Präsidentschaftswahl. Gleichwohl erweist sich die heimische Region Martin Leis zufolge als wirtschaftlich stabil: „Es gibt keine nennenswerten Insolvenzen und ebenso keine Zwangsversteigerungen oder Notverkäufe bei unseren Kunden.“ Als „unverändert düster“ schilderte Leis die Rahmenbedingungen im Bereich Wohnungsbau. Die Folge für die Raiffeisenbank: Das Kerngeschäft der Baufinanzierungen hat sich seit zwei Jahren halbiert.
Vorstandsmitglied Konrad Breul ging näher auf die Entwicklung der Zinsen ein und stellte fest, dass sich Leitzins und Umlaufrendite inzwischen entkoppelt haben. „Die Steuerungswirkung der Europäischen Zentralbank ist begrenzt“, so Konrad Breul. Seine Prognose: Längere Laufzeiten bei der Geldanlage werden sich für Kunden wieder mehr lohnen. Derzeit favorisieren die Kunden noch täglich fällige Anlagen wie beispielsweise Tagesgeldkonten. Allein 70 Prozent der Geldanlagen sind bei der Raiffeisenbank „täglich fällig“.
Die Raiffeisenbank hat weiterhin ein unverändertes Geschäftsstellennetz. „Wir bleiben vor Ort und wollen unseren Service erhalten“, unterstrich Martin Leis. Nach der Geldautomatensprengung in Fernthal wird dort in Kürze die Bargeldversorgung in einem neuen Bankpavillon wieder aufgenommen, während die ebenfalls von einer Sprengung betroffene Hauptstelle in Neustadt vollständig renoviert werden musste. Bei sämtlichen Geldautomaten hat die Raiffeisenbank inzwischen in den höchsten Sicherheitsstandard investiert und zudem die Öffnungszeiten auf 6 bis 23 Uhr beschränkt.
Nicht nur im Geschäftsstellennetz sind keine Änderungen geplant. Auch das altersbedingte Ausscheiden von Konrad Breul zum 31. Dezember 2026 führt zu keiner Veränderung der strategischen Ausrichtung der Bank. Oberziel bleibt die langfristige Selbstständigkeit. Die Bank setzt auf eine Nachfolgeregelung aus eigenen Reihen. In diesem Zusammenhang erwähnte Leis, dass Dirk Asbeck zum Generalbevollmächtigten und Alexander Pütz zum Prokuristen ernannt worden sind. Zudem qualifiziert sich Simon Kick für die Übernahme weiterer Führungsaufgaben.
Der nüchterne Blick auf die Geschäftsentwicklung dokumentierte einen Zuwachs um 2,4 Prozent bei den Kundeneinlagen auf 469 Millionen Euro und im Kreditgeschäft um 4,4 Prozent auf 403 Millionen Euro. Die Bilanzsumme stieg um 3 Prozent auf 570 Millionen Euro. Unterm Strich steht ein Bilanzgewinn von 1,2 Millionen Euro. Dieser versetzte die Vertreterversammlung in die Lage, einer Gesamtausschüttung an die rund 11.500 Mitglieder in Höhe von rund 700.000 Euro zuzustimmen, was einer Rendite von bis zu 5,6 Prozent entspricht.
Die Versammlung hatte außerdem Wahlen zum Aufsichtsrat vorzunehmen. Philipp Seuser und Kurt Krautscheid schieden turnusmäßig aus, wurden aber für drei weitere Jahre im Amt bestätigt.
Berichterstattung und Foto: Marcelo Peerenboom