Vertreterversammlung 2023

Bankenmodell hat sich in der Krise bewährt

Vorstand legt der Vertreterversammlung ein solides Ergebnis vor – Generationswechsel im Aufsichtsrat der Bank

NEUSTADT. Auf ein außergewöhnliches Geschäftsjahr haben Vorstand und Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Neustadt im Rahmen der diesjährigen Vertreterversammlung zurückgeblickt. Rund 125 stimmberechtigte Mitgliedervertreter ließen sich in der Neustädter Wiedparkhalle über die besonderen Herausforderungen und das am Ende solide Jahresergebnis informieren. Die harten Fakten unterm Strich: eine um 8,7 Prozent höhere Bilanzsumme von 553,2 Millionen Euro und ein leicht gesunkener Bilanzgewinn von 933.500 Euro.

Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Werner Breithausen erklärte gleich zu Beginn, weshalb die Raiffeisenbank so gut durch die zurückliegenden Krisenjahre gekommen ist: „Unser Bankenmodell hat sich bewährt. Die Menschen sehnen sich nach Beständigkeit.“ Genau die biete die heimische Bank: „Bei uns muss man keine Angst haben, dass Kredite über Nacht verkauft werden.“ Dass die Raiffeisenbank Neustadt auch nach mehr als 160 Jahren ihren Wurzeln treu geblieben ist, dokumentierten die beiden Vorstandsmitglieder Konrad Breul und Martin Leis. Ihr klarer Fokus: die Förderung der inzwischen 11.427 Mitglieder der Genossenschaft. Gemeinsam sei man gut durch die Krise gekommen, erklärte Martin Leis und nannte Fakten: Es gab so gut wie keine Insolvenzen innerhalb der Kundschaft, die Inanspruchnahme der Dispokredite ging um 10 Prozent zurück, und die Guthaben auf privaten Girokonten erhöhte sich um 10 Prozent.

Wie gravierend die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine auch für den Bankensektor ausfielen, erläuterte Konrad Breul: Infolge der explodierenden Energiekosten und der Inflationsspirale kehrten auch die lange vermissten Zinsen zurück. Während sich Sparer freuen, platzen für viele ihre Eigenheimträume. „Die Baufinanzierung ist für viele nicht mehr zu stemmen“, konstatierte Leis. Den Nachfragerückgang im Baufinanzierungsgeschäft bezifferte er für das erste Quartal 2023 auf 90 Prozent. Im Sinne ihrer Kunden hat die Bank im Zinsbereich verantwortlich reagiert: Bei variabel verzinsten Krediten bietet die Raiffeisenbank nun oft Festzinsen an, um die Kosten zu dämpfen. Und um die Belastung privater Haushalte zu mildern, gilt bei den Dispozinsen seit Anfang des Jahres ein Deckel, der bei 10,6 Prozent liegt.

Auch für Kunden, die ihr Vermögen in Immobilien gebunden und gerade im Alter finanzielle Wünsche haben, bietet die Raiffeisenbank eine neue Lösung: Martin Leis stellte dazu das Produkt „VR ImmoFlex“ vor, bei dem man vollständig Eigentümer seiner Immobilie bleibt, aber dennoch Mittel für eine Sanierung, einen altersgerechten Umbau oder andere Wünsche freimachen kann. Eine Tilgung erfolgt dann später, beispielsweise dann, wenn Erben das Haus übernehmen oder es verkauft wird. Leis: „Vor einem Teilverkauf einer Immobilie warnen wir ausdrücklich.“

Ein besonders einschneidendes Ereignis im Berichtsjahr war die Sprengung des Geldautomaten Mitte November in Fernthal, der dann im Januar auch noch eine Sprengung in der Hauptstelle in Neustadt folgte. Wie Konrad Breul berichtete, wird es künftig in Fernthal zwar keine Geschäftsstelle, wohl aber wieder einen Geldautomaten geben. Und auch in Neustadt können Kunden bald wieder Bargeld über einen Automaten erhalten. Dies erfolgt vorübergehend über einen Pavillon, der später dann in Fernthal zum Einsatz kommt. Breul betonte: „Sicherheit beschäftigt uns an allen Standorten.“ Man habe zahlreiche Maßnahmen eingeleitet, um den Schutzstandard deutlich zu erhöhen und den Diebesbanden das Leben schwer zu machen. Als Motto gab Konrad Breul aus: „Keine halben Sachen!“

Zur Geschäftsentwicklung berichteten die beiden Vorstände, dass sich das Kreditvolumen um 9,6 Prozent auf 386 Millionen Euro gesteigert hat und das Kundengesamtvolumen nunmehr bei 1,4 Milliarden Euro liegt. Das Zinsergebnis lag bei 10,1 Millionen Euro und das Provisionsergebnis im Wertpapiergeschäft erreichte mit 4,2 Millionen Euro einen neuen Rekordwert. Allerdings bereitete dem Vorstand der Wertpapierbereich gerade zum Jahresende durchaus Sorgen: Aufgrund von Kursverlusten musste die Bank zum Bilanzstichtag 3,4 Millionen Euro Wertberechtigungen vornehmen. Breul kommentierte dies mit den Worten: „Schmerzhaft, aber verkraftet.“

Die Mitgliedervertreter stimmten am Ende dem Vorschlag zur Ergebnisverwendung zu. So erhalten die Mitglieder eine Dividende von 2 Prozent sowie Zahlungen aus Bonuspunkten – in der Summe 433.000 Euro. Die Versammlung hatte außerdem Wahlen zum Aufsichtsrat vorzunehmen. Hans-Werner Breithausen und Anna-Isabella Schramke-Wagner schieden turnusmäßig aus, wurden aber für drei weitere Jahre bestätigt. Karl-Heinz Huth zog sich vorzeitig zurück, um Platz für einen Jüngeren zu machen: Ihm folgt der 31-jährige Philipp Seuser aus Anhausen.